Ende Oktober 2023 wurde der neu gestaltete Edelhofdamm übergeben. Eine glatte Asphaltdecke und eine neue Regelung zugunsten des Fahrradverkehrs waren das Ergebnis der Umbaumaßnahmen. Seitdem zeigen riesige Piktogramme auf der Straße an, dass es sich um eine Fahrradstraße handelt.
Autofahrer haben nur das Recht, den Edelhofdamm zu befahren, wenn sie in dem betreffenden Straßenabschnitt wohnen oder dort „ein berechtigtes Interesse“ haben. Viele Schilder wurden aufgestellt, um den Pkw-Verkehr korrekt zu leiten. Familienvater Daniel Delhaes, der in einer der Nebenstraßen wohnt, kommentiert: „Eine völlig unverständliche Straßenführung.“
Er hatte sich bei der RAZ gemeldet, nachdem er von der Polizei ein Strafticket über 15 Euro kassiert hatte, weil er auf einem kurzen Straßenabschnitt des Edelhofdamms mit seinem Auto unterwegs war, um nach Hause in die Nebenstraße zu kommen. Ein Weg, den er jahrelang genutzt hatte. Während eines Spaziergangs mit Delhaes fährt gleich am Anfang auf der Höhe des buddhistischen Hauses ein Taxifahrer in den hochreglementierten Edelhofdamm ein. Delhaes: „Holt das Taxi jemanden ab und fährt es einfach durch zum Zeltinger Platz?“ Das nächste Fahrzeug hat ein OHV-Kennzeichen. Delhaes ist sich sicher, dass dieses Auto einfach durch den Edelhofdamm fährt. Er vermutet, dass 95 Prozent der noch auf dieser Straße fahrenden Autos „illegal“ unterwegs seien und befindet: „Das Konzept ist nicht gut.“
In das gleiche Horn stößt der Ex-Bezirksbürgermeister Frank Balzer, jetziger CDU-Abgeordneter für Reinickendorf (Foto). Er kritisierte bereits in der Dezember-Ausgabe der CDU-Zeitung „Klartext“, dass der finanzielle Aufwand von 1,3 Millionen Euro „ohne vorab die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme zu prüfen“, für ihn „schleierhaft“ sei.
Bei einem Treffen mit der RAZ im Edelhofdamm legt Balzer nach. Das sei ein „ideologisches Prestigeprojekt“ der Stadträtin Korinna Stephan (Grüne), die ohne Verkehrszählung und Bürgerbeteiligung dieses Vorhaben durchgezogen habe. Es gebe andere Routen, zum Beispiel entlang der B96, wo das Geld für Fahrradwege sehr viel sinnvoller angelegt gewesen wäre. Außerdem habe die Polizei gar nicht die Kapazitäten, die neue Verkehrsregelung wirksam zu kontrollieren.
Bezirksstadträtin Stephan, auf die Vorwürfe angesprochen, teilt zunächst einmal mit, dass der Umbau „knapp 2 Millionen Euro“ gekostet habe. Davon seien 1,5 Millionen Euro vom Bund gekommen. Sie weist darauf hin, dass das Geld „auf Grundlage des Berliner Radverkehrsplans“ eingesetzt wurde. Dort befindet sich der Edelhofdamm im „Ergänzungsnetz“.
Da die umstrittenen Baumaßnahmen unmittelbar „nach Abschluss der Arbeiten am Fürstendamm“ mit erhöhtem Ausweichverkehr über den Edelhofdamm begonnen wurden, wäre eine Verkehrszählung „zu diesem Zeitpunkt nicht aussagekräftig gewesen.“ Eine Bürgerbeteiligung, schreibt Stephan in einer ausführlichen Mail an die RAZ, sei bei solchen Straßenbauvorhaben „in der Regel“ nicht vorgesehen. „Entgegen der Gepflogenheiten“ habe es dennoch eine „Online-Infoveranstaltung“ gegeben und einen „Bürgerspaziergang“. Stephan beteuert: „Die dort erhaltenen Anregungen flossen in die Planungen ein.“ Sie sei „mit dem Ergebnis des Projekts sehr zufrieden“. Wenig Verkehr ist auf dem Edelhofdamm zu beobachten. Viele ausgebaute Parkbuchten sind leer, die frisch installierten öffentlichen Elektro-Ladestationen an Laternenpfählen gleichen privaten Anlagen, da nur Anwohner sie nutzen können. Kommentar Balzer: Die Maßnahme sei „praktisch verschenkt.“ Ein Anwohner schreibt in einer Mail an die RAZ über „sinnarme E-Ladestationen“ und spricht im Ganzen von „offensichtlichen Ungelöstheiten des realisierten Plans“. Eine Mutter mit Kind auf dem Fahrrad sieht das nicht ganz so kritisch. Die Tochter freut sich über den glatten Asphalt und dass sie nicht mehr von Autos angehupt werde. Nach Meinung der Mutter wäre es gut gewesen, wenn der in weiten Strecken auf zwei Straßen geteilte Edelhofdamm eine Fahrbahn für Autos und eine für Fahrräder erhalten hätte.