„Big Ben“ vorm Testbus: Schrod-Thiel, Ben Hennig und Glienickes Vizebürgermeisterin Jana KlätkeFotos: du

Xtratour mit einem großen Gelben

Junger Frohnauer hat eine schnelle Umland-Buslinie ertüftelt – Ob sie kommt, ist aber fraglich

Frohnau – Zweifelsohne ist unsere Nachbargemeinde Glienicke/Nordbahn hochattraktiv, aber wenn man per Bus nach Tegel will, fühlt man sich bei dieser Zuckel- und Umsteige-Tour wie am A… der Welt. Genau dieser Misere geht jemand tatkräftig an den Kragen. Das Besondere: Es handelt sich nicht um BVG- oder OVG-Verkehrsexperten, sondern um einen 16-jährigen Schüler: Ben Hennig hat sich angesichts des mageren ÖPNV-Angebots intensiv für eine neue Buslinie zwischen Nordberlin und Umland eingesetzt. In den letzten zwei Jahren hat der junge Frohnauer einen pfiffigen Streckenverlauf in Verlängerung der bestehenden Buslinie 806 geplant, Anwohner befragt sowie bei Kommunalpolitikern präsentiert. 

Dank seines Engagements fand unlängst eine vom Glienicker Gemeinderat finanzierte Probefahrt der Express-Buslinie „X26“ mit rund 100 Fahrgästen statt – von Schildow über Glienicke und Hermsdorf bis nach Tegel. Der Clou: Für die Intelligente Verlängerung müssen keine neuen Haltestellen installiert werden, denn es reichen bestehende aus, von denen der Expressbus zugunsten kürzerer Fahrzeit aber einige auslassen wird. Unter den rund 100 Test-Fahrgästen befanden sich Glienickes stellvertretende Bürgermeisterin Jana Klätke, sowie Reinickendorfs Verkehrsstadträtin, Julia Schrod-Thiel. 

Ob Hennigs Express-Buslinie nach Tegel jemals umgesetzt wird, steht allerdings noch in den Sternen. Die RAZ wollte von Schrod-Thiel wissen, wovon eine Umsetzung abhängt: „Damit die Anbindung des X26 realisiert werden kann, müssen mehrere Akteure eingebunden werden und Einigkeit unter Kosten-Nutzen-Abwägungen, infrastrukturellen Voraussetzungen bei Fahrzeugen und Personalbedarf hergestellt werden.“ Vorrangig gefragt sind die Bus-Betreiber aus Berlin und Oberhavel sowie die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Schließlich erfordert eine neue Linienführung Anpassungen bei Fahrplan und Betriebsablauf.

Die Kommunen – zu denen der Bezirk Reinickendorf gehört – wollen sich gemeinsam für die Einrichtung der Buslinie X26 einsetzen. Auch die Initiative offene Nachbarschaft im Waldseeviertel hat Interesse signalisiert.

Wenn nur alles so gut läuft wie Hennigs Medien-Aufritt: Damit hat er es sogar bis ins Nachrichten-Magazin Der Spiegel geschafft – und der Tagesspiegel zitiert ihn mit:  „Ich finde es schlimm, nur zuzusehen, wie etwas nicht funktioniert“. Auf Facebook beglückwünscht ihn eine Nutzerin: „Gratulation an den Ben! Eine Verlängerung nach Hohen Neuendorf oder Birkenwerder wäre noch das Sahnehäubchen.“

Harald Dudel