Ein Mann mit Brille und Zwirbelbart schaut in die Kamera und hält eine Spielkarte hoch.
Foto: fle

„Zauberei fing hinterm Bügelbrett an“

„Salon der Wunder“ feiert 20. Jubiläum mit einer magischen Zauberwoche

Die Zuschauer starren gebannt auf seine Hände. Doch sie sehen nicht, wie drei Münzen von der rechten in die linke Hand gewandert sind – und wieder zurück. Das Staunen ist groß – und wird noch größer, als das Wasser einer Flasche in einer Zeitung verschwindet. 

Axel Hecklau ist einer der beiden Zauberkünstler vom „Salon der Wunder“. Gemeinsam mit André Kursch hat er dieses Showkonzept vor nunmehr zwei Jahrzehnten ins Leben gerufen – und sie haben sogar ihr eigenes Kartenspiel mit ihrem Konterfei entwickelt (Foto). Und die Beiden stellen in ihren Shows in Null-Komma-Nix das Weltbild ihrer Zuschauer auf den Kopf. Nun feiern sie den 20. Geburtstag als Zauberer-Duo mit einer Zauberwoche. „In Frohnau war mein erster Auftritt“, erinnert sich Hecklau. „In der Enkircher Straße haben meine Großeltern gelebt. Mein Großvater wurde an diesem Tag 70, und ich habe ihm die Zaubershow zum Geburtstag geschenkt.“ 

Er hatte sich zuvor von seinem Taschengeld einen Zauberkasten gekauft und als Zwölfjähriger dann „hinter dem Bügelbrett meiner Oma, über das ich ein Laken geworfen hatte,“ seine Tricks vorgeführt.

Die ersten Zauberkunststücke hatte er zuvor aus dem damaligen Comic-Magazin „Yps“ – und seine Leidenschaft fürs Zaubern war geweckt. „Und dann bin ich losgezogen, um mir einen Zauberkasten zu kaufen – und zwar den besten.“ Er fuhr von seinem Zuhause in Hermsdorf in das Spielwarengeschäft „Kindertraum“ in der Tegeler Grußdorfstraße, zu Karstadt in Tegel und am Leopoldplatz, zu Wertheim und KaDeWe am Ku-Damm und weiter zum Spiele-Geschäft in Steglitz, um festzustellen: „Der Zauber-Kasten im Kindertraum ist der beste, und den habe ich mir dann vom lange ersparten Taschengeld gekauft“, erinnert sich der heute 58-Jährige. Zum 13. Geburtstag erhielt er dann noch ein Zauberbuch von seinen Eltern, eines der Standardwerke der Zauberkunst. Zwei Klassenkameraden steckte er in seiner Schulzeit an der Bettina-von-Arnim-Oberschule mit dem Zauber-Gen an. 

Ihn selbst ließ das nicht mehr los. Und so gründete er 2004 mit André Kursch und drei anderen Zauberkünstlern den „Close-up-Club“. „Erst machten wir die Zauberkunst aus Spaß, doch bald wurde es zu meinem Beruf, und ich verdiente meinen Lebensunterhalt damit.“

Vor 17 Jahren machten die Beiden dann allein als Zauberer-Duo weiter. „Karten sind schon mein Ding, aber ich zaubere vor allem gern mit Alltagsgegenständen“, sagt Hecklau. „Je natürlicher ein Gegenstand ist, desto erstaunlicher ist das Zaubern damit, weil er beim Publikum nicht in Frage gestellt wird.“ Ob Stift, Taschenrechner oder Münze – alles wird zur Zauberei genutzt.  

Die Showbühne war anfangs im Oxymoron in den Hackeschen Höfen, und drei Jahre zauberten sie unter dem Namen „Salon der Wunder“ im Kempinski-Hotel. Das Hotel wurde verkauft, und die Show endete dort, aber der Name „Salon der Wunder“ blieb. „Und dann haben wir den Soda-Club als neuen  Veranstaltungsort für uns entdeckt“, sagt Hecklau. Dort treten die Beiden in ihrer regulären Show „Alles bleibt anders“ jeden Dienstag vor das 52-köpfige Publikum – so viele wie die Anzahl der Karten eines Kartenspiels. „Wir möchten, dass die Leute wirklich nah dran sind, deshalb sind die Plätze limitiert auf 52“, sagt Kursch. Doch natürlich kann man die Beiden auch buchen – für private Feiern, Firmenevents oder als exklusive Veranstaltung im Soda-Club. „Am schönsten ist es, wenn die Leute nicht verkrampft danach suchen, den Trick zu erraten, sondern einfach nur genießen. Dann wird die Zauberei zu etwas wirklich Magischem“, sagt Hecklau. 

Das 20. Jubiläum wird mit einer großen Zauberwoche im Soda-Club auf dem Gelände der Kulturbrauerei an der Knaackstraße 97 gefeiert: Am Montag, 22. April, startet das Programm mit der „Ladies Night“: Die drei zaubernden Damen Michelle Spillner, Johanna Lux und Allison Wonder verlassen mit weiblicher Finesse und subtilem Humor doppelbödig, hintersinnig, selbstironisch und augenzwinkernd die Pfade der Realität. 

Am 23. April geht es dann weiter mit „Kartenkunst in Vollendung“ – unter anderem mit dem Kartenhai Markus Teubert aus Leipzig und dem Deutschen Jugendmeister der Kartenkunst Emil Kowalewski. 

Unter dem Motto „Close-up-Night Dresden“ steht die Show am 24. April: Axel und André sowie der Dresdner Kollege Thosten Pahl und Matthieu Anatrella aus Paris sorgen für jede Menge Abwechslung. „Comedy Magic“ heißt es am 25. April mit Nico und dem Zauberzombie, unterstützt durch Dr. Eisenhardt. Und am 26. April geht es „Total Mental“ zu, wenn die Zuschauer eine Reise in die Welt der mentalen Experimente und der Gedankenübertragung unternehmen. Ihre Reiseleiter sind in diesem Fall Ully Loup, Adam Weiss, Axel Hecklau und  André Kursch. Showbeginn ist jeweils 18 und 20.15 Uhr. Reservierungen: www.salon-der-wunder.de oder Tel. 4005 8617.

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.