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Zwangspause für Ausflugsdampfer

Hunderte Spaziergänger an der Greenwichpromenade, ein Blumenmeer aus Tulpen und Narzissen auf der einen Seite und der tiefblaue Tegeler See auf der anderen. Da würde zum verspäteten Frühlingsstart auch eine kleine Runde mit dem Ausflugsdampfer Spaß machen. Doch Fehlanzeige: Seit Herbst letzten Jahres liegen die Fahrgastschiffe in ganz Berlin quasi „auf dem Trockenen“.

Während im Sommer 2020 die Fahrgastschiffe noch Rundfahrten durchführen konnten, befinden sich alle seit mehr als einem halben Jahr in einer Zwangspause. Um ihrem Ärger Luft zu machen, fand am 1. Mai eine Schiffsdemo auf der Spree unter dem Motto #PerspektiveJetzt statt. Es gab ja bereits Veranstaltungen dieser Art in diesem Jahr, welche durch die Reederei Böttcher in Zusammenarbeit mit dem Reederverband organisiert worden waren. Und auch am 1. Mai hatten mehr als 20 Boote zugesagt, sich an der Demonstration zu beteiligen, die um 14 Uhr am Humboldthafen startete. „Im vergangenen Jahr hatten wir bewusst die größten Schiffe unserer Flotte im Einsatz, da es dort natürlich wesentlich leichter ist, die Abstandsregelungen für unsere Gäste an Bord einzuhalten“, sagt Christian Garbrecht, Sales Manager und Betriebsratsvorsitzender der Stern und Kreis Schiffahrt sowie stellvertretender Vorsitzender des Tourismusvereins Berlin-Reinickendorf Berlin e.V. „Eine Mundschutzpflicht für Passagiere wurde eingehalten, und die Schiffs-Crew achtete auf die besonderen Hygienemaßnahmen an Bord.“

Das Schifffahrtunternehmen, das am 8. August 1888 vom Stettiner Kaufmann Gustav Krokisius gegründet wurde, beförderte schon 1919 mehr als 1,8 Millionen Gäste mit 27 Dampfschiffen. 1934 fusionierte die Dampfschifffahrts-Gesellschaft mit der Teltower Kreisschifffahrt zur Stern und Kreisschifffahrt der Teltowkanal AG.

Nun, ein Jahrhundert später, sind es normalerweise eine Million Fahrgäste, die eine Rundfahrt auf 30 verschiedenen Linien auf Gewässern in und um Berlin buchen. Doch eine solche Pandemie hat das Unternehmen in den 132 Jahren noch nicht erlebt: seit Jahresanfang liegen die Schiffe im Hafen, die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Die große Hoffnung liegt nun auf der Öffnung der Außengastronomie. Dann wird voraussichtlich erst einmal die MS Berlin der Reederei Bethke und eines der beiden in Tegel liegenden Fahrgastschiffe der Stern und Kreis Schifffahrt in See stechen: Moby Dick.

Christiane Flechtner

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.