Bezirk – Sollte diesen Sommer Balkonien statt Balearen angesagt sein, dann bitte keine Sorge in Sachen Kultur-Nachschub. Im Internet sowie im „Kultur-Pur“-Pocket-Führer finden sich coole Tipps für heiße Tage in den Sommerferien bis zum 6. September. Für Erwachsene mit Kindern oder solo findet sich so einiges im Füllhorn unter Federführung des Reinickendorfer Museums.
Zuerst einmal tönt es im musealen Garten beim kostenfreien Bienen-Workshop „Es summt in Reinickendorf“ für Kinder von 8 bis 13 Jahren. Dort können die Kleinen unter fachkundiger Leitung an zwei Bienenstöcken und ausgestattet mit Schutzmasken von den fliegenden Nützlingen lernen. Um die Völker nicht zu stören, allerdings nur in Zehnergruppen ohne Eltern. Hier sollten Allergiker Abstand nehmen. Hinterher gibt’s eine Honig-Verkostung. Unter dem Titel „Feuer, Flachs und Flechtwerk“ geht’s in diesem sonntäglichen Eltern-Kind-Angebot ums Naturhandwerk an Sonntagen. Ähnlich „das frühere Leben der Menschen im germanischen Gehöft“ für Kinder von 7 bis 13 Jahren.
Eine „Humboldt-Rallye“ führt hingegen als Schnitzeljagd durch Tegel zu den Hometown-Ecken der weltgereisten Wissenschafts-Brüder. Wer sich indes als Nachwuchstalent lieber künstlerisch kreativ betätigen will, kann sich im Garten sowie in der laufenden Hannah-Höch-Ausstellung zu eigenen Collagen inspirieren lassen „Hannah Höch – Garten und Collage“ – Kunstworkshop, für Kinder ab 8 Jahren. Ohnehin wird Reinickendorfs Kunst-Ikone in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedlichen Zielgruppen zugänglich gemacht.
Wer sich erwachsenerseits zum 150-Jahre-Jubiläum des Jäger-Refugiums Waidmannslust informieren will, dem zeigt das Museum im Pfarrhaus Bondickstaße historische Fotografien. Bis heute prägt der denkmalgeschützte Bahnhof von 1884 das Ortsbild.
Neuzugänge zeigen sich auch in der Rathaus-Galerie. Dort widmet sich die Ausstellung „Touching the Unknown“ der Kontakt-Aufnahme des Menschen mit dem Unbekannten. Beim RAZ-Besuch entstand dabei eine spontane Neu-Interpretation der alten Frage: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Ein Schelm muss wohl aus einer Ecke einen echten Putzwagen vor ein Pappkarton-Objekt geschoben haben …
Soweit nur eine kleine Auswahl aus dem bunten Programm. Doch auch ansonsten sind Museum, Graphothek sowie externe Orte immer einen Besuch wert. So trifft sich beispielsweise regelmäßig eine muntere „Slow-Stitching“-Frauenrunde zu Handarbeit und Frauenplausch.
Schade, dass das federführende Museum vor den Sommerferien per E-Mail nur schwer erreichbar und die prächtige Rotunde vor dem Gebäude verschlossen war. Vielleicht lässt sich für die heiße Ferienphase noch etwas nachsteuern. Auch ist der Wunsch nach einer von Literatur-Liebhabern betriebenen Bücherbox in dem Café Achteck an die RAZ herangetragen worden.
Zu allen Ausstellungen existiert ein ansehnliches Begleitprogramm. Dort finden sich auch alle Termine.
So gesehen und genutzt, kann sich Balkonien in diesem Jahr sogar als abwechslungsreiche Bildungsreise erweisen.
Museum Reinickendorf
Alt-Hermsdorf 35
www.museum-reinickendorf.de
Öffnungszeiten:
Mo-Fr + So, 9-17 Uhr