Frohnau – Der Amtsleiter der Berliner Forsten, Gunnar Heyne, wies im Juli in seiner Ansprache zur feierlichen Widmung der alten Eiche „Dicke Marie“ zum Nationalerbe in der Nähe des Tegeler Humboldt-Schlosses erfreut darauf hin, dass er gegenüber seinen Amtskollegen im übrigen Bundesgebiet in der glücklichen Lage sei, einerseits einen der größten Stadtwälder Europas, andererseits den Wald eines kleinen Bundeslandes zu leiten. In dieser Doppelfunktion sei er in der glücklichen Lage, jeweils die günstigsten Fördermöglichkeiten auszuschöpfen.
Es ist zu hoffen, dass es Fördermittel für ökologische Waldbewirtschaftung gibt, die eine Anpassung an den Klimawandel ermöglichen. Die RAZ fragte bei der zuständigen Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wegen des befürchteten großflächigen Holzeinschlags im Frohnauer Wald nach: „[…] Das Landeswaldgesetz Berlin legt klar fest, dass der Berliner Wald in erster Linie ein Erholungswald ist, also der Erholung der Menschen dient und nicht der Holzgewinnung. Damit unterscheidet sich der Berliner Wald von fast allen anderen Wäldern in Deutschland,“ teilte Derk Ehlert, Landschaftsplaner und Wildtierreferent bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit. Die geplanten Waldpflegemaßnahmen konzentrierten sich hauptsächlich auf den Jagen 114 der Revierförsterei Hermsdorf. Die Bäume würden nicht gezählt oder nach Arten aufgeschlüsselt. Auf den rund 28 Hektar würden insgesamt bis zu 1.500 Erntefestmeter (Kubikmeter) anfallen.
Die Mitglieder der „Waldinitiative“ und Waldbesucher befürchten beim dort geplanten Einsatz der „Harvester“ große Schäden durch Verdichtung des Waldbodens, der sich davon jahrzehntelang nicht erholen kann. „Harvester“ sind „Holzvollernter“, die Bäume komplett fällen, entasten und verarbeiten. Mit einem Gewicht von 40 bis 60, manchmal 100 Tonnen, passieren sie den Waldboden.
Wer den Science-Fiction-Film „Avatar“ gesehen hat, dem ist sicher der Kampf der Lebewesen gegen riesige gelbe Fäll-Maschinen, die den Wald plattwalzen, in Erinnerung geblieben.
In der Frohnauer Nachbargemeinde Glienicke/Nordbahn bekommt man aktuell einen Eindruck von einem realen Harvester-Ernteeinsatz: Die Ernte ist gleich am westlichen Ortsrand zu besichtigen. Aus dem Wald kommend, wirken die sechs großen Holzstapel höher als die Dächer der schmucken Stadtvillen. In Glienicke wird Wald und Waldwirtschaft mehr unter ökonomischen Gesichtspunkten gesehen. Ein paar Straßen weiter hat ein Investor ein Privatgrundstück und daneben einen Wald zum Spottpreis erworben, eingezäunt und mit Total-Abholzung Tatsachen geschaffen. Die RAZ berichtete, wie die jahrelange Prüfung eines Enteignungsverfahrens ausgesessen wird („Wann ist ein Wald ein Wald?“).
Wasserleitung unter dem Waldboden
Die Frohnauer hoffen, dass die Waldwirtschaft in Berlin dagegen klimaschonend nach ökologischen Gesichtspunkten geplant wird. Was beim Einsatz von Harvestern in Frohnau zudem zu beachten ist: Unter dem Weg, den die Maschinen in Frohnau befahren müssten, laufen die Wasserleitungen zwischen der benachbarten Invalidensiedlung und der übrigen Gartenstadt (blaue Markierungen und rot/weiße Stangen). Das schwere Gerät führt zu Erschütterungen und Verdichtungen des Waldbodens. Die RAZ hat bei den Berliner Wasser-Betrieben sowie bei der neuen Reinickendorfer Umwelt-Stadträtin zu möglichen Einwirkungen auf das Leitungssystem nachgefragt. Bei Redaktionsschluss lagen der RAZ noch keine Antworten vor.
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Baummarkierung: „Bedränger“ werden rot markiert.