Lesespaß „Agentenfieber“

Reinickendorf – Die Krimifans in der RAZ-Leserschaft erinnern sich daran, dass letzten Sommer in der Reihe „Es geschah in Berlin“ der Band „Tiergartenblues“ erschienen ist. Nun liegt bereits der nächste Krimi mit dem Titel „Agentenfieber“ der Heiligenseer Autorin auf den Büchertischen. Er handelt im Jahr 1982, und damit spielen auch die Dreharbeiten zum James Bond-Film „Octopussy“ eine Rolle. Diese fanden im August 1982 am Checkpoint Charlie statt.

Die RAZ besucht Bettina Kerwien im Reinickendorfer Stahlbauunternehmen, dessen Geschäftsführerin sie ist. Bei ihrer Ankunft ist sie unterwegs vom Büro in die Werkhalle. „Bin gleich wieder da!“, ruft sie. Technik ist genauso ihr Ding wie das Schreiben es auch immer schon war.

Vom Publizistikstudium an der FU Berlin Ende der 1980er-Jahre war sie, die eigentlich Journalistin werden wollte, nicht gerade begeistert: zu wenig Didaktik, zu wenig Zuverlässigkeit und zuviel Ausfall bei den Dozierenden. „Da kam das Angebot, dass ich die EDV in einem Unternehmen einführen konnte“, erzählt sie. Und dort ist sie dann bis heute geblieben. Eine Wende kam 2004, als sie in der Volkshochschule die Schreibwerkstatt von Claudia Johanna Bauer besuchte. „Dort habe ich dann das Handwerk des Schreibens gelernt“. Und seitdem sind mehrere Krimis von ihr erschienen.Wie wichtig Bettina Kerwien die Termine mit der Schreibgruppe sind, die sie seit bald zwanzig Jahren jede Woche besucht, wird sie gefragt. „Sehr wichtig! Wir stellen uns gegenseitig die Texte vor und hören uns an, was die Gruppe dazu sagt. Die ist meist sehr einheitlich in ihrer Meinung, was geht und was nicht. Das hilft sehr. Man selbst sieht es nicht!“

Neu ist, dass Bettina Kerwien nun die Reihe „Es geschah in Berlin“ im Jaron Verlag alleine fortführt und somit alle zwei Jahre einen neuen Krimi abliefern kann und muss. Für das Jahr 1982 hat sie sich als besonderen historischen Hintergrund die damals stattfindenden Dreharbeiten zum James Bond-Film „ Octopussy“ ausgesucht. „Mein Vater war ein großer Fan von 007, und so bin auch ich Fan geworden“, erzählt sie. Ihr Lieblingsdarsteller ist Sean Connery.

„Agentenfieber“ ist hochkomplex. Es sei schon fast ein Thriller, findet die Autorin. Wer „Octopussy“ kennt, dem fallen die vielen Ähnlichkeiten zum Krimi auf: ein millionenteures Fabergé-Ei, Agenten auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs, die reale Gefahr von Atombomben, ein skurriler Wanderzirkus, gestohlene Filmrollen. Außerdem flechtet Bettina Kerwien viel 1980er-Jahre-Flair ein. Der BND Major Galan hat ein Alkoholproblem und wird deshalb vermutlich, wie damals üblich, beim BND in München landen, wo auch der Entzug geplant ist. „Auch James Bond trinkt ja heftig und kann trotzdem noch toll schießen“, ergänzt die Autorin.

Das Recherchieren, auch mal im Büro und an den meisten Wochenenden, für einen Band dauert etwa acht Monate, das Scheiben etwa zwei Monate. „Ich schreibe meist über Weihnachten in den Betriebsferien, da fällt es nicht so auf!“, verrät Bettina Kerwien und lacht verschmitzt.

Sie kann wunderbar beschreiben. Etwa die Angst, die Kommissar Kappe immer wieder überfällt, liest sich einmal so: „Sie stürzt sich auf Kappe, verbeißt sich in seinen Nacken und schüttelt ihn. Das Morgengrauen heißt auch nicht umsonst so“. Zum Glück erscheint gegen Ende des Buches ein Schimmer am Horizont für für Kappe – und auch für die Leserschaft. So ohne Liebe soll es für Kappe nicht weitergehen. Eine Annäherung an Rosi Habedank, die Kommissarin mit dem bayrischen Akzent in Walle­kleidern, die immer für alle beruhigende Yogi-Tees kocht, ist unausweichlich.

mfk

Verlosung Der Jaron Verlag und die RAZ vergeben drei Bücher. Senden Sie eine E-Mail mit dem Stichwort „Agentenfieber“ an Gewinnspiel_RAZ@raz-verlag.de

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.