Es ist ein sonniger sommerlicher Samstag. Der Falkenplatz ist in ein funkelndes Licht getaucht. Doch so idyllisch, wie Konradshöhe an diesem Tag scheint, ist es nicht – die Anwohner machen sich große Sorgen um ihren Kiez.
Ich treffe mich mit Bettina und Hans Erdmann, die seit 25 Jahren hier leben. „Leider muss man sagen: Der kleine, von den Anwohnern sehr geliebte Kiez stirbt langsam und leise vor sich hin“, sagt Hans Erdmann. Er nennt das Restaurant Plitvice, das nach drei Jahrzehnten seine Türen schloss und seitdem immer noch nach einem Pächter sucht. Und er spricht die Post an, die aus dem Ladenkomplex am Falkenplatz ausgezogen ist und nun bei Edeka „in der hintersten Ecke ein kümmerliches Dasein fristet“. Auch das Kosmetikstudio ziehe demnächst aus. „Somit wird ein weiteres Geschäft im Gebäudekomplex leer stehen.“
Simone Kühne, Inhaberin des Kosmetikstudios, erklärt: „Wir sind 30 Jahre an diesem Standort, aber die Ladenmiete ist uns einfach zu hoch. Doch wir bleiben dem Kiez erhalten und ziehen nur ein paar Häuser weiter in die Praxis meines Mannes in die Sandhauser Straße 8d.“ Doch der Laden wird dann leer stehen – es ist kein Nachmieter in Sicht.
Ich frage in der Bäckerei Konradshöhe Am Falkenplatz 5 nach, was der Ortsteil denn brauchen könnte. Darauf antwortet Diana Kamarió, während sie einen Kunden bedient: „Ein Imbiss oder eine kleine Kneipe wären schön. Aber was wir allerdings nicht brauchen, ist ein zweiter Bäcker.“
Zwischen ehemaliger Post und Kosmetikstudio befindet sich die Buchhandlung Seitenblick, die sich hier seit drei Jahrzehnten befindet. Mirijam Busse und ihr Mann haben sie vor drei Jahren übernommen. „Das Geschäft läuft gut, aber wir haben natürlich Sorge, wenn um uns herum die Läden sterben. Wie lange sind wir dann noch da?“, fragt die Inhaberin. Sie kritisiert die Hausverwaltung, die „sich um nichts kümmert und sich nicht meldet“. Das Ehepaar wollte die Post weiterführen, aber dazu kam es nicht. „Wir hatten auch die Idee, ein Buchcafé zu eröffnen, um den Kiez am Laufen zu halten, aber die Auflagen des Gesundheitsamtes sind zu hoch.“ „In der Kiez-Whatsapp-Gruppe allerdings wird der Wunsch nach einem Café immer lauter.“ Dennoch ist das Ehepaar aktiv, veranstaltet Autorenlesungen und stellt ab Oktober in kleinen Lesungen neue Bücher vor.
Neustart in Susis Hexenhaus?
Die Erdmanns bezeichnen auch die Schließung von Susis Hexenhaus als großen Verlust: Die gelernte Bäckereifachverkäuferin Susanne Orth sei in ihrem kleinen Holzhaus an der Dohlenstraße 37 eine Institution gewesen – und ihr Hexenhaus über 30 Jahre beliebter Anlaufpunkt für Anwohner, Handwerker, Polizisten und Müllmänner. Hier bekamen sie einen heißen Kaffee, deftiges Frühstück oder Kuchen und einen kleinen persönlichen Plausch. Doch am 15. Juni 2023 schloss Susanne Orth ihre Türen.
Im Häuschen zog ein paar Wochen später wieder Leben ein – in Form des Gebäudemanagement-Unternehmens der BFK Bau Berlin GmbH mit verschiedensten Handwerker-Dienstleistungen. Ich spreche mit dem Inhaber der GmbH, Daniel Fechner: „Am Anfang lief es gut, doch durch die Finanzkrise haben die Menschen Geldsorgen, und nun mussten wir schweren Herzens am 31. August schließen.“ Doch Susanne Orth möchte wieder Leben ins kleine Häuschen bringen: „Ich habe schon eine neue Idee, kann aber noch nicht darüber sprechen. Aber es wird etwas Großartiges sein“, verspricht sie.
Ein Highlight war in den vergangenen und auch in diesem Jahr das Konradshöher Straßenfest. Am vergangenen Samstag hat es wieder stattgefunden. Doch es werde immer schwieriger, ein solches Fest durchzuführen, weiß Hans-Joachim Huth, 1. Vorsitzender der Vereins MaK – Mehr als Konradshöhe e.V.
„Mit der Organisation des Straßenfests gehen immer umfangreichere Anforderungen und Auflagen einher, wodurch jeweils noch aufwändigere und nicht immer nachvollziehbare Vorbereitungen entstehen. Die gestiegenen Kosten stellen uns und damit auch die Standmieter zusätzlich vor eine große Herausforderung. So ist das Straßenfest nur mit enormem ehrenamtlichem Einsatz an Zeit und Ausdauer zu stemmen.
Die beiden Konradshöherinen Ludmilla Trivanoff und Elke Hube sind indes in einer anderen Mission unterwegs: Die beiden Frauen setzen sich dafür ein, dass eine Toilettenanlage am Falkenplatz installiert wird. Weiteres zu diesem Thema lesen Sie in der nächsten Ausgabe.