RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Das schwarz-weiße gemalte Porträt eines Mannes mit langen Haaren, Halstuch und breitkrempigem Hut.
George Fox, Foto: Library of Congress

Neuer Weg zum Glauben

Historisches: Vor 400 Jahren kam George Fox zur Welt

In den Fuchsbezirk hat es George Fox auf seinen vielen Reisen nicht verschlagen, obwohl der dortige Foxweg nach ihm benannt ist, in dem sich die Reinicke-Fuchs-Grundschule befindet. Vor 400 Jahren kam der Engländer im Juli 1624 als Sohn eines Wollhändlers zur Welt. Sein Vater genoss in seiner Kirchengemeinde den Ruf eines besonders rechtschaffenen Christen. Weil den Sohn die strikten Lehren der Kirche nicht überzeugten, begab er sich auf die Suche nach spiritueller Erkenntnis.

Die radikalen Thesen des jungen Predigers

Bereits mit 23 Jahren hatte der emsige Prediger eine neugierige Zuhörerschaft, die von nah und fern zusammenströmte, um seinen radikalen Thesen zu lauschen. Der Spottname „Quäker“ bezog sich auf das „Erzittern“, wenn Fox ekstatisch die Güte Gottes pries. Er versprach einen „neuen lebendigen Weg“ zu Christus, weg von den alten starren Riten der Kirche und stellte sich gegen deren Ansicht, nur ausgebildete Priester dürften predigen. Seiner Auffassung nach konnte der Heilige Geist auch Frauen und Kinder befähigen, Gottes Wort zu verkünden. Elizabeth Hooton gilt als erste Predigerin der Quäker. Ihr Mut entgegen der kirchlichen Regeln als Frau zu predigen brachte ihr Peitschenhiebe und Gefängnisstrafe ein. Auch Fox landete wegen Gotteslästerung mehrmals hinter Gittern – die Haft betrachtete er schon dadurch nicht als verlorene Zeit, weil er hier auf Menschen traf, die seines Beistands bedurften.

Missionen und die letzten Jahre von George Fox

Nicht allein mit Staat und Kirche geriet er in Konflikt, denn es kam vor, dass aufgebrachte Gegner ihn mit Steinen aus der Stadt jagten oder ihn bewusstlos schlugen. Da er absoluten Pazifismus predigte, wehrte er sich nicht einmal. Bei der Heirat verzichtete er auf das Vermögen seiner Frau.

In Zuge seiner Mission bereiste Fox sogar Nordamerika und die Karibischen Inseln. Am Sterbebett besuchten ihn viele seiner Wegbegleiter, bevor er am 13. Januar 1691 für immer die Augen schloss. Mehrere tausend Menschen folgten drei Tage später dem Trauerzug.

Quäker: Friedensarbeit und humanitäre Hilfe

Seine Lehren leben in der Gemeinschaft der Quäker fort, so wie ihr zentrales Anliegen, Glauben durch selbstlose Taten zu bezeugen. Ihre Organisationen unterstützen nach Kriegen die notleidende Bevölkerung ungeachtet jeglicher Feindschaft zwischen den Nationen. Auch Deutschland profitierte in den harten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg von dieser Hilfe. 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs dankte Bundeskanzler Helmut Kohl für das Engagement der Religionsgemeinschaft: „Ich gehöre zu jener Generation, für die unvergessen ist, was es bedeutet hat, als in den Hungerjahren 1946/47 die amerikanischen Trucks in den Schulhof kamen und uns die Hoover-Speisung und Quäker-Hilfe brachten.“

Friedensnobelpreis und würdigende Erinnerung in Reinickendorf

Die offiziell Kinderspeisung genannte Aktion blieb einer ganzen Generation von Deutschen als „Quäkerspeisung“ im kollektiven Gedächtnis. Die Gesellschaft der Freunde, wie sich die Quäker nennen, erhielt dafür 1947 den Friedensnobelpreis. 

In Anerkennung der umfangreichen karitativen Hilfe wurden im November 1968 zwei Straßen in der neu entstandenen Gewobag-Wohnanlage in Quäkerstraße und Foxweg benannt.

Boris Dammer