Ein großer, grüner Container brachte das Fass zum Überlaufen: Teja Engel, Chef der Firma Nostalgic-Art, ist stinksauer. „Den Container so nahe an die Grundstückgrenze zu stellen, hat nur einen Zweck: Provokation und Schikane. An dieser Stelle erschwert er uns die Anlieferung unserer Lagerhalle enorm. Es besteht weder eine Notwendigkeit noch Sinn für die GUC, den Container dort aufzustellen“, sagt er im Gespräch mit der RAZ.
Die GUC Berlin, ein Ableger der ägyptischen Privatuniversität „German University in Cairo“, ist der Nachbar auf dem Grundstück auf dem Borsig-Gelände. Einst ein reines Gewerbegebiet für Unternehmen und damit sichere Arbeitsplätze.
Vor dem Rolltor der Lagerhalle nehmen fast täglich große Sattelzüge Waren der Firma Nostalgic-Art auf. Sie werden von Tegel in die ganze Welt exportiert: nostalgische Blechschilder, Dosen, Kaffeebecher, Wanduhren und Magnete, bedruckt mit Motiven aus den 1950er Jahren – von Coca-Cola, BMW, Persil und Kellogg’s bis zur Route 66 und Vespa. In mehr als 50 Ländern auf der Welt kaufen Menschen die Produkte von Teja Engel und seinen Mitarbeitern.
Und nun beeinträchtigt der GUC-Container, der direkt gegenüber dem Eingang des Warenlagers abgestellt ist, den Betriebsablauf empfindlich. Einfach so.
Rechtlich ist dagegen nichts einzuwenden, da der Container auf dem Grundstück der GUC steht. „Aber es ist Provokation, ein unfreundlicher Akt. Denn auf dem Grundstück wäre genügend anderer freier Platz für den Container“, sagt Engel.
Der Zwist mit dem Nachbarn ist nicht neu. Die Universität möchte ihren Campus erweitern und neue Gebäude bauen – jedoch nicht ausschließlich auf ihrem Gelände, sondern auf einem, das noch dem Senat gehört. Die BIM, die Berliner Immobilienmanagement GmbH, Immobiliendienstleister für das Land Berlin, ist hier Verhandlungspartner. Es geht um die Zufahrtsstraße, auf der die Sattelschlepper Nostalgic-Art ansteuern und um eine Freifläche, auf der sich Parkplätze befinden.
Kappung der Lebensader droht
Der Senat will die Straße an die GUC verkaufen, die einen Erweiterungsbau plant. Das würde allerdings dazu führen, dass die Sattelschlepper vor der Kanonenhalle nicht mehr rangieren könnten. Das käme für Nostalgic-Art der Kappung seiner „Lebensader“ gleich, denn ihre Lkw benötigen den Platz als Wendekreis, um ab- und einladen zu können. „Das Land Berlin, vertreten durch die für die Liegenschaften verantwortliche BIM, hatte die Kanonenhalle 2007 ausdrücklich als Produktions- und Lagerhalle verkauft – inklusive der Zusicherung, dass die damals noch unvollendete Betriebsstraße für Schwerlasttransporte ausgebaut werden sollte. Für Nostalgic-Art war daher klar: Die Erschließung des Standorts würde langfristig gesichert und eher verbessert, nicht eingeschränkt. Dass sich diese Annahme ins Gegenteil verkehren könnte, war damals für niemanden absehbar“, erklärt Engel. Zu einem Kompromiss bezüglich ihrer Bebauungspläne sei die GUC nicht bereit, kritisiert Engel, und die aktuelle Provokation mit dem Container lasse für die Zukunft auch nichts anderes erwarten.
Wie könnte ein Kompromiss aussehen?
„Würde die GUC die Freifläche und die Zufahrtsstraße nicht erwerben können und sich beim Bau ihrer neuen Gebäude an die Abstandsregeln zum Nachbargrundstück halten, gäbe es wahrscheinlich keine Probleme bei der Anlieferung der Kanonenhalle. Das wäre der Kompromiss, den wir uns wünschen“, so Engel weiter.
Könnte nicht das Bezirksamt dem lokalen, mittelständischen Unternehmen zur Seite stehen? Der Nostalgic-Art-Chef: „Das Bezirksamt könnte den Bebauungsplan ablehnen, und die GUC damit in jene Schranken weisen, die eine Koexistenz ermöglichen.“ Nun hat sich Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) eingeschaltet: Sie lud vor wenigen Tagen zu einem Schlichtungsgespräch zwischen GUC und Nostalgic-Art ins Rathaus ein.Gegenüber der RAZ sagte sie anschließend: „Ziel war es, gemeinsam Lösungsansätze zu erörtern. […] verschiedene Kompromissmöglichkeiten werden derzeit von allen Seiten geprüft. Zu Beginn des neuen Jahres ist ein weiteres Treffen vorgesehen, um die Ergebnisse zu besprechen.“
Teja Engel bedauert, dass sich das Bezirksamt bislang nicht eindeutiger für den Erhalt seines Unternehmens als Arbeitgeber im Bezirk positioniert. Er wünscht sich eine klare politische Entscheidung, mit der er die nächsten Jahre an diesem Standort kalkulieren kann. Übrigens: Mehrere Versuche der RAZ, mit der GUC ins Gespräch zu kommen, blieben erfolgslos.






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