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Eine Straße, rechts und links parken Autos
Alles voll: So sieht es in den Tegeler Straßen eigentlich immer aus. Die Parkplatzsuche gerät insbesondere zu den Stoßzeiten zu einem Glücksspiel mit schlechten Gewinnaussichten. Foto: Felix Schönebeck

Zwei Euro für eine Stunde Parken?

Pläne für eine Parkraumbewirtschaftung in Tegel stoßen auf großen Widerstand

Tegel – Parken in Tegel könnte in Zukunft richtig teuer werden, im Ortsteil soll die erste kostenpflichtige Parkzone mit Parkscheinregelung im Bezirk entstehen. Das sehen zumindest Pläne der Bezirksstadträtin Korinna Stephan (Grüne) vor, die bereits vor zwei Jahren dazu eine 100.000 Euro teure Studie in Auftrag gegeben hatte. Gegen die Idee aber hat sich breiter Widerstand formiert. „Die Parkraumbewirtschaftung hat derzeit aus meiner Sicht überhaupt keine politische Mehrheit und damit auch keine Umsetzungsperspektive“, erklärt etwa Felix Schönebeck, CDU-Bezirksverordneter im Rathaus Reinickendorf. 

Auch die FDP in der BVV Reinickendorf spricht sich gegen die aktuell vorliegenden Planungen aus. Zur BVV-Sitzung am gestrigen Mittwoch wollte die Partei einen Antrag einbringen, um die Planungen zu stoppen. „Parkraumbewirtschaftung in Tegel lehnen wir als FDP ganz klar ab“, sagt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP in der BVV, Andreas Otto. „Damit wird weder der Parkdruck beseitigt, noch ist es in wirtschaftlich angespannten Zeiten ein positives Signal an die Tegeler Wirtschaft und die Anwohnenden“, so Otto weiter. David Jahn, Vorsitzender der FDP in der BVV, ergänzt: „Seit Einführung der Kurzzeitparkzone in Tegel ist das Dauerparken nicht mehr möglich. Wer Alt-Tegel besucht, parkt schon heute zumeist in den Parkhäusern im Tegel-Quartier oder den Hallen am Borsigturm. Eine über die Kurzzeitparkzone hinausgehende Bewirtschaftung wäre daher keine Unterstützung für die Anwohnerschaft in Alt-Tegel, zugleich aber ein Risiko für die kleinen Geschäfte vor Ort, die weniger Kundschaft fürchten.“

Schönebeck nennt nackte Zahlen: „Im gesamten Ortsteil Tegel gibt es zwar knapp 10.600 Parkplätze im öffentlichen Straßenland und noch einmal 5.900 Stellplätze auf privaten und öffentlich zugänglichen Sammelanlagen wie Parkhäusern. Als Autofahrer findet man aber in Teilen von Tegel nur sehr schwer einen Parkplatz.“ 

Tatsächlich gleicht die Parkplatzsuche in Stoßzeiten einem Glücksspiel. Die Studie stellt fest: Es gibt kaum freie Stellplätze und oft werden Fahrzeuge behindernd abgestellt, beispielsweise im Kreuzungsbereich oder an abgesenkten Bordsteinen. Werktags um 11 Uhr ist laut Studie die Belegung der Parkplätze am höchsten, im Bereich Alt-Tegel, Borsigturm und Tegel-Süd liegt die Parkraumnachfrage zu dieser Zeit bei bis zu 99 Prozent.

Die Untersuchung zeigt auch, dass tagsüber in Alt-Tegel und in Tegel-Süd rund ein Drittel der geparkten Fahrzeuge von gebietsfremden, also nicht dort wohnenden Personen abgestellt werden. Rund um den Borsigturm sind es sogar mehr als die Hälfte. Dabei handelt es sich oft um Pendler, die dann auch deutlich länger als die erlaubten drei Stunden im Gebiet parken. 

„Besonders stark ist die Nachfrage in Alt-Tegel, dort vor allem in der Brunow-, Schlieper-, Treskow- und Veitstraße, rund um den Borsigturm sowie in Tegel-Süd in der Biedenkopfer-, Namslau- und Sterkrader Straße. Das sind vor allem die Gebiete rund um die U-Bahnstationen und die Einkaufszentren. Insoweit deckt sich das Ergebnis mit meinen persönlichen Erfahrungen und den Berichten der Bürgerinnen und Bürger“, sagt Schönebeck. 

Die Macher der Studie schlagen vor, in Alt-Tegel, rund um den Borsigturm und in Tegel-Süd, zwischen Egellstraße, Sterkrader Straße, Bernauer Straße und Wittestraße Parkzonen mit Parkraumbewirtschaftung zu errichten. Für alle anderen wären nach der Gebührenordnung 0,50 Euro je Viertelstunde fällig, also 2 Euro pro Stunde. Das wäre mehr als in den Tegeler Parkhäusern, wo 1,50 pro Stunde verlangt werden. 

Auch kurios: Laut Schönebeck wurde bei der Diskussion zur Studie bekannt, dass die Parkzone nicht einheitlich gelten, sondern in mehrere Zonen aufgeteilt werden soll. Wer in der Parkzone in Tegel-Süd wohnt, aber in Alt-Tegel oder am Borsigturm parkt, wird trotz Anwohnerparkausweises zur Kasse gebeten. Schönebeck glaubt: „Die bald geplante Veröffentlichung der Studie wird wohl nur den Anfang einer längeren politischen Debatte im Bezirk darstellen, an deren Ende voraussichtlich nichts weiter als die 100.000 Euro teure Studie selbst bleiben wird.“

Redaktion