RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität, bei seinem Vortrag auf dem 12. Reinickendorfer Tag der Elektromobilität Foto: bs

Bezirk ist Schlusslicht bei Elektro-Ladestellen

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Bezirk – Bei der Infrastruktur für Elektroautos ist Reinickendorf mit 111 öffentlich zugänglichen Ladepunkten „leider das Schlusslicht“ der Berliner Bezirke. So informiert Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität, auf dem 12. Reinickendorfer Tag der Elektromobilität. 

Er gibt zu bedenken, dass die bereits mitgezählten 40 Ladestellen an Straßenlaternen erst im September dazugekommen seien. Der Bezirk Mitte dagegen hat mit 528 öffentlichen Ladestellen die meisten Anlaufpunkte für E-Autos zu bieten. Das liege sicherlich auch daran, dass in Innenstadtbezirken weit weniger Elektrotankstellen in heimischen Garagen zur Verfügung stünden. Steglitz-Zehlendorf als Randbezirk habe immerhin 296 Ladestellen, so Lobenberg. 

Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (EDW) von der CDU beurteilt die Situation in Reinickendorf positiver. Sie zählt die „zahlreichen Maßnahmen“ im Bezirk zur Elektromobilität auf und verweist auf 9 E-Autos im Fuhrpark des Bezirks. Dazu komme ihr Dienstwagen, ein Plugin-Hybrid-Fahrzeug. Dabei schaut sie Andreas Rietz (BVV-Abgeordneter der Grünen) an, der in der zweiten Reihe im Infocenter TXL sitzt und bedenklich seinen Kopf bei den Ausführungen von EDW wiegt. Sie fährt ihn an: „Nun fallen Sie mir nicht in den Rücken.“ Das löst eher ein Schmunzeln im Publikum aus. 

Sophia Elz von der Agentur für Elektromobilität weist auf die Wichtigkeit hin, Kfz-Dienstflotten von Unternehmen im großen Stil umzurüsten. Dafür müssten Parkplätze von Betrieben massiv mit Ladestationen aufgerüstet werden, auch wenn die dann nicht für die Öffentlichkeit zugänglich seien. Sie bietet im Namen der Agentur interessierten Unternehmen an, diese zu informieren und auch über die Fördermöglichkeiten zu beraten. 

Dieses Stadium hat Olaf Höhn, Geschäftsführer der Florida-Eis Manufaktur, längst hinter sich. Er will für seinen Betrieb „irgendwann einen Zettel mit einer O hochhalten“ für klimaneutrale Produktion. In seinem Fuhrpark fahren längst elektrisch betriebene Lieferwagen. Auch er persönlich habe seinen Lebensstil in der Vergangenheit stark geändert. Früher sei er mit seinem Privatflugzeug selbst in Tegel gelandet. Das habe er „alles abgeschüttelt“. 

Stolz zeigt er bei seinem Vortrag ein Bild von seinem nicht mehr taufrischen Dienstwagen mit Elektroantrieb. Den sei er schon 163.000 Kilometer gefahren, ohne dass es größere Reparaturen gegeben habe. Höhn als Ingenieur preist die weitaus geringere Komplexität von E-Autos. Damit seien sie viel weniger störanfällig als Wagen mit Verbrennermotoren. Zudem käme ein Dieselfahrzeug mit 6 Liter Treibstoff etwa 100 Kilometer weit. Das würden in etwa 60 Kilowattstunden elektrische Energie sein, mit denen ein E-Auto 300 Kilometer weit komme.

Höhn wirbt für klimaneutrale Energieherstellung und zeigt ein Bild von den Produktionshallen der Eis Manufaktur, deren Dächer dicht an dicht mit Solarpanels zugestellt sind. Diese Energie brauche er vor allen Dingen für die Herstellung seines Speiseeises. Lobenberg von der Agentur für Elektromobilität hatte zuvor Zahlen präsentiert, nach denen die Sektoren Industrie und private Haushalte in Deutschland von 1990 bis 2020 36 Prozent CO2 eingespart hätten. Dem gegenüber habe der Verkehr im gleichen Zeitraum die
CO2-Emissionen nur um 9 Prozent reduziert. Grund genug, auch einen 13. Reinickendorfer Tag der Elektromobilität im nächsten Jahr auszurichten. bs

Astrid Greif