Gezielte Schüsse gegen finstere Gedanken, Foto: Träger gGmbH

Bogenschießen gegen die Angst

Bezirk – Eine Frau malt, um ihre Angst zu bewältigen. Ein Mann schießt mit Pfeil und Bogen, wenn ihn finstere Gedanken quälen. Ein zehnjähriger Junge sucht Trost bei den Eltern, wenn die Angst kommt.

Die drei eint, dass sie vor einer Kamera offen über ihre Ängste sprechen – und darüber, was ihnen hilft. Der Reinickendorfer Dokumentarfilm „Sag was über Angst“ wird erstmals am Montag, 16. Oktober, zu sehen sein. Der Filmemacher Toralf König-Benz – ein 52-jähriger Krankenpfleger für Psychiatrie – drehte ihn eigens für die diesjährige „Woche der seelischen Gesundheit“. Ziel dieser Woche ist, die psychische Gesundheit zu fördern und Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen abzubauen. König-Benz und weitere Mitarbeiter der Träger gGmbH sind mit einer Veranstaltung dabei. Das Sozialunternehmen unterstützt Reinickendorfer mit einer psychischen Erkrankung in ihrem Alltag.

König-Benz will mit dem Film deutlich machen, „dass jeder Angst hat und dass es Möglichkeiten gibt, mit starken Ängsten umzugehen“. Das Thema lieferte die „Woche der seelischen Gesundheit“, bei der es dieses Jahr um Angst geht – kein Wunder angesichts von Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie und vielen anderen Krisen. Der Film zeigt acht Personen. Darunter sind Kinder und Senioren sowie Menschen mit einer psychischen Erkrankung und Menschen, die „gesund“ sind.

Einer der acht Protagonisten des Films ist Thomas Radke (Name von der Redaktion verändert), der regelmäßig zu Pfeil und Bogen greift. „Wenn ich mich auf die Scheibe konzentriere, lasse ich Ängste und Ärger los“, sagt der 48-Jährige, der auf dem zweiten Arbeitsmarkt arbeitet und täglich 60 Pferde betreut. „Mediatives Bogenschießen hat die gleiche Wirkung wie ein Medikament.“ Radke leidet nach eigenen Angaben unter Einsamkeit, Depressionen und Ängsten. Seine größte Angst ist, von Menschen abgelehnt zu werden.

Radke hat es „Freude“ gemacht, beim Film mitzuwirken – weil es „Sinn macht“. Er hofft, dass Zuschauer – angeregt durch ihn – das Bogenschießen oder etwas anderes finden, das im Umgang mit schwierigen Gefühlen hilft. König-Benz ist „überzeugt, dass man über Bewegung, Singen und Meditation direkter und schneller Ängste regulieren kann als über die kognitive Ebene“. Der Filmemacher und weitere Mitarbeiter der Träger gGbmH bieten solche kreativen Formen der Angstbewältigung auf ihrer Veranstaltung am 16. Oktober, 14 bis 18 Uhr, in Alt-Reinickendorf 32 an.

Weitere kostenfreie Veranstaltungen in ganz Berlin können Interessierte noch bis zum 20. Oktober besuchen. In Reinickendorf lädt am 17. Oktober Der Steg, Herbststraße 16, von 14 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür ein, am 18. Oktober, 18.30 Uhr, zum Fim „Du gehst nicht allein“. Er zeigt das Leben von Temple Grandin, einer Wissenschaftlerin im Autismus-Spektrum, die sich mit aller Kraft den Widerständen und Vorurteilen ihrer Umwelt entgegenstellt. Anmeldung per E-Mail an info@dersteg.de erwünscht.red

www.seelischegesundheit.net

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.