Dicke Luft bei der Polizei

Heiligensee – Der Sanierungsbedarf für Gebäude der Berliner Polizei hat mittlerweile die eine Milliarde Euro Marke überstiegen: Die Auswirkungen sind für Polizeibeamte auf diversen Dienststellen zu spüren. Im Fokus steht aktuell die Kaserne der Bereitschaftspolizei in der Ruppiner Chaussee. Giftige Dämpfe steigen hier aus dem Boden auf. Sie stammen von einem PAK-haltigen Parkettkleber (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, PAK), dadurch bestehen gravierende Gesundheitsgefahren für die Beschäftigten.

Der zuständige Personalrat hat jetzt die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Unterstützung erhalten die Betroffenen von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Sie rief Direktionsleitung, Arbeitsschutz und BIM (Berliner Immobilienmanagement GmbH) zum Handeln auf und warnte vor ähnlichen Folgen wie bei den Schießständen (die RAZ berichtete).

„Die jahrelangen Versäumnisse bei den Schießständen sollten eigentlich genug sensibilisiert haben. Beim Thema PAK aber scheint man ähnlich katastrophal vorzugehen. Der bisherige Umgang mit der Thematik ist katastrophal. Dass man trotz festgestellter Gesundheitsrisiken nicht wirklich tätig wird, ist eine Verletzung der Fürsorgepflicht“, empörte sich Landeschef Norbert Cioma Anfang März.

Die GdP beschäftigt seit Längerem mit den Problemen in dem Gebäude und hat mit der BIM entsprechende Maßnahmen abgesprochen. In Haus 4, Raum 121 wurde versucht, den Boden luftdicht zu versiegeln, um ein Aufsteigen von Dämpfen zu vermeiden. Nach den Arbeiten wurden allerdings noch mehr Schadstoffe gemessen als vorher. Zurückgeführt werden diese auf den PAK-haltigen Parkettbodenkleber. Viele PAK gelten als krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend, einige gelten als persistent, bioakkumulierend und toxisch für Menschen.

Der Bereich Arbeitssicherheit sieht dringenden Handlungsbedarf und strebt aus Vorsorgegründen eine deutliche Unterschreitung des Richtwertes an. So dürfen keine schwangeren und immungeschwächte sowie chronisch kranke Dienstkräfte dauerhaft in Raum 121 beschäftigt werden. Für gesunde Mitarbeiter wurde die Gesundheitsgefährdung als unwahrscheinlich eingestuft, könne aber bei empfindlichen Personen nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Der Personalrat hat daraufhin die Schließung sämtlicher Räume verlangt. Weil dem nicht Folge geleistet wurde, liegt der Vorgang jetzt bei der Staatsanwaltschaft. „Mich würde mal interessieren, was genau ‚gesunde Menschen’ sind und wie eine Schwangere in den ersten Wochen feststellen soll, dass sie in neun Monaten Mutter wird. Man kann die drei Affen mimen und nichts tun, wir teilen die Auffassung des Personalrats. Der Arbeitsschutz, die Direktionsleitung und die BIM sind in der Pflicht, entsprechende Schritte zu unternehmen und alle Räume, in denen PAK-haltiger Kleber verwendet wurde, zu schließen“, so Cioma abschließend.

red

Andrea Becker