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Vier Männer heben eine Braut hoch
Foto: fle

Gediegen sich das Ja-Wort geben

Sie wollen am 22.2.2022 heiraten? Vergessen Sie’s. Der Termin ist trotz Personal-Erhöhung schon seit Dezember vergeben. Aber muss es denn immer die begehrte Zweier-Schnapszahl sein? Zeitlos sicher ist Ihnen im Fuchsbezirk ein gediegener und bildhübscher Heirats-Ort – schließlich will sich niemand in einem schnöden Zweckbau „verehelichen“ lassen. Glücklicherweise ist das Rathaus Reinickendorf neben der Promi-Traue Schmargendorf eines der begehrtesten Standesämter Berlins. Dies kann der Autor aus eigener Erfahrung bestätigen.

Amt und Trauzimmer sind nämlich im ansehnlichen Altbau untergebracht. Hier schreiten die Paare zunächst durch das Hauptportal aus Muschelkalk auf eine Freitreppe. Braut und Bräutigam haben die Wahl zwischen zwei Trauzimmern: Das liebevoll renovierte „Witte-Zimmer“ mit Nussbaum-Dekor, Glasmalerei und stilvollem Mobiliar bietet bis zu 30 Personen einen würdevollen Rahmen. Für große Hochzeitsgesellschaften mit bis zu 50 Gästen (18 Sitzplätze) steht ein weiteres Trauzimmer bereit.

Da liegt es nahe, nach Wartezeiten und Bedingungen zu fragen. Die neue Sozialstadträtin und stellvertretende Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner erteilte der RAZ hierzu ausführliche Antworten, die im Folgenden kurz zusammengefasst sind.

So habe das Standesamt für einen erhöhten Ansturm Vorkehrungen getroffen. Das Amt hat jeweils zwölf zusätzliche Termine für Eheschließungen am 2.2.2022 und am 22.2.2022 eingerichtet. Jeweils am 22. Tag jedes Monats bietet die Verwaltung insgesamt 94 Eheschließungs-Termine mehr an: Lediglich an den Sonntagen des 20. Februar und des 22. Mai werden die Trauzimmer dicht bleiben. Hinzu kommt: Normalerweise sind zwei bis drei Standesbeamte tätig. Im Superjahr 2022 vollziehen jedoch sieben Staatsdiener die Zeremonie.

Frühestens sechs Monate vor dem geplanten Termin kann die Anmeldung zur Eheschließung erfolgen. Ein Termin zur persönlichen Anmeldung ist innerhalb von 45 Werktagen verfügbar. Nach Prüfung der Voraussetzungen wird der Heiratstermin vereinbart, der – so Corona will – recht kurzfristig verfügbar sein kann. Apropos Voraussetzungen: Selbstverständlich werden auch gleichgeschlechtliche Trauungen durchgeführt. Ihr Anteil betrug im Jahr 2021 4.6 Prozent bei 95,4 Prozent heterosexueller Paare.

COVID 19 sorgt natürlich weiter für besondere Maßnahmen. So müssen alle Besucher des Rathauses weiter die erforderlichen Masken tragen und die 3-G-Regeln einhalten. Sobald Brautpaar und Hochzeitsgäste im Trauzimmer Platz genommen haben, kann das Brautpaar die Masken abnehmen. Vielleicht die Frage aller Fragen: Dürfen die Paare sich nach dem Jawort denn weiterhin küssen? Die Antwort lautet: JA!

Zur Kleiderordnung: Seitens der Brautpaare und ihrer Gäste ist Garderobe kein Thema mehr. Einige erscheinen im Sommer sehr leger mit Flip-Flops und kurzen Hosen. Andere kommen in aufwändigen Hochzeits-Outfits oder in „Motto-Kleidung“. So ist eine gesamte Hochzeitsgesellschaft im Hertha BSC-Outfit erschienen und hat anschließend die Hertha-Hymne angestimmt. Übrigens bietet der Fuchsbezirk auch außerhalb des Rathauses stilvolle Plätze, wo sich Paare gegen einen fairen Aufpreis das Ja-Wort geben können. Das Standesamt Reinickendorf hat 13 Außenstellen: darunter das Feuerwehrmuseum Berlin, Strandbad Tegelsee oder MS Moby Dick. Der Aufpreis liegt – je nach Aufwand und Anfahrtsweg – zwischen 75 und 150 Euro.

Natürlich haben sich im Lauf der Jahre lustigste Anekdoten rund ums Traugeschehen ereignet. So klappte der Reifrock einer Braut beim Hinsetzen komplett hoch. Charmant: Nachdem der Standesbeamte dem Brautpaar die Traufrage gestellt hatte, antwortete ein Kind inbrünstig mit „JA“.

Weniger schön: Es kommt immer wieder mal vor, dass der gültige Personalausweis oder Reisepass vergessen wird. Also doch bitte schön daran denken. Die Mitarbeiter des Standesamts wünschen sich auch, dass Brautpaare und ihre Gäste pünktlich sind und auf Konfettiregen und Reisstreuen verzichtet wird. Entsprechende Informationsblätter werden bei der Anmeldung zur Eheschließung überreicht.

Nochmals zur Pandemie: Hierzu sollte man immer den jeweils aktuell geltenden Stand erfragen. Vor allem bitten die Kollegen inständig darum, mit höchstens 14 Personen anzurücken – inklusive Brautpaar, Kindern, Fotograf, Dolmetscher … Derlei Informationen erhalten die Brautpaare zwar vorab, aber leider würden diese oft nicht beachtet. In derartigen Fällen müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann einige Hochzeitsgäste bitten, das Rathaus zu verlassen, was auf beiden Seiten zu Unmut führt. Aber das ließe sich ja vermeiden.

Für den nächsten Schnapszahl-Tag, den 30.3.3033, werden allerdings noch keine Voranmeldungen entgegengenommen.

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Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.