RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Große Ehre für eine stämmige alte Dame

Fast jedes Reinickendorfer Schulkind hat einmal einen Schulausflug zur „Dicken Marie“ gemacht, das berichtet Reinickendorfs scheidender Bürgermeister Frank Balzer in seinem Grußwort zur feierlichen Ehrung der Tegeler Stieleiche am 10. Juli.

Gemeinsam mit dem Leiter der Berliner Forsten, Gunnar Heyne in Vertretung der Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Regine Günther, sowie dem „Baumpapst“ Prof. Dr. Andreas Roloff, Leiter des Kuratoriums „Nationalerbe-Bäume“, enthüllt er eine Gedenktafel zur Ausrufung des ersten Nationalerbe-Baumes. Er kennt ihn ganz genau und kann mit ihm kommunizieren. Trotz des unaufhörlichen Regens während der Zeremonie werden die Zuschauer in seinen Bann gezogen, als er trommelnd mit dem Baum spricht, in einem ganz eigenen Rhythmus, erst mit den Handflächen, dann mit Trommelstöcken.

Die „Dicke Marie“, etwa 15 Meter hoch und mit einem Umfang von zirka 6,50 Metern, ist ein Charakterbaum mit wulstigem „Hüftpolster“, aber beileibe keine Bilderbuch-Stieleiche mit üppiger Krone. Sie steht am Tegeler See an der Grenze zum Schloss Tegel.

Hier verbrachten die Gebrüder Humboldt ihre Jugend und tauften den dicken Baum nach ihrer wohlbeleibten Köchin Marie. Früher war die Eiche ein freistehender Grenzbaum mit freier Krone, die jedoch irgendwann abbrach. Es säten sich immer mehr Bäume in ihrer Umgebung aus, dabei viele „Oskar“-Bäume, so genannt nach der Romanfigur Oskar Matzerath in der „Blechtrommel“ von Günter Grass, der irgendwann aufhörte zu wachsen.

Es gibt aber auch größere Bäume, die ihr das Licht nehmen. Prof. Dr. Roloff wies auf die schwierige Aufgabe hin, etwas die Umgebung auszulichten, damit sie mehr Licht bekommt, dabei aber sehr behutsam vorzugehen, damit sie keinen „Sonnenbrand“ bekommt. Mit der Erklärung zum Nationalerbe-Baum soll langfristig Erhalt, Schutz und Pflege gesichert sowie ein Pflegekonzept mit entsprechenden Pflege- und Sicherungsmaßnahmen entwickelt werden.

Das Alter des Baumes ist schwer seriös zu schätzen. Die alte Hinweistafel nennt 800 Jahre, einige Quellen weisen bis zu 1.000 Jahre aus, wissenschaftlich verbürgt sind auf jeden Fall 600 Jahre. Bei guter Pflege und Absperrung zum Schutz des Wurzelbereiches kann „Marie“ noch einige hundert Jahre wachsen.

Karin-Brigitte Mademann

Inka Thaysen

Ursprünglich beim Radio journalistisch ausgebildet, bin ich seit Ende 2018 für den RAZ Verlag tätig: mit redaktionellen sowie projektkoordinativen Aufgaben für print, online, Social Media und den PR-Bereich.