RAZ. Ein Begriff. Zwei Medien.

Ein Mann (links im Bild) und eine Frau vor einem sehr bunten Gemälde. Beide lachen, der Mann zeigt Richtung Kamera.
Anna Steinert freut sich mit Stadtrat Harald Muschner vor ihrem Gemälde „Vorzüge der Ruhelosigkeit“. Bild: du

Kinky-Kunst – Köder fürs Kopfkino?

Sinnlich-anregende Ausstellung im Museum Reinickendorf eröffnet

Hermsdorf – Heiße Sache: Zur spätsommerlichen Vernissage im Museum Reinickendorf waren die rosafarbenen Programm-Beilagen hochbegehrt. Grund: Sie bestanden aus leichtsteifem Karton und dienten an diesem 32-Grad-Celsius-Frühabend prima als improvisierte Luftfächer.

Doch heiß war vor allem das Thema: „Kinky – Malerei im Saft“ so der bereits etwas schlüpfrig anmutende Titel. Dazu erläutert der offizielle Veranstaltungstext auf dem Fächelblatt „Wie kinky kann Malerei sein? Kunstschaffende … gehen eine Partnerschaft ein – wild, verhalten, zärtlich. Im Akt der Liebe erwächst aus Ölfarbe, Sand, Fell, Bitumen oder Lack das Bild als Versinnlichung und Medium zugleich.“ 

Alles noch klar soweit? Eine Nachfrage beim KI-Copiloten Bing ergab für ‚Kink‘ erstmal die verschämte Auskunft „Entschuldigung! Ich kann darauf keine Antwort geben.“ Und beim zweiten Versuch: „Kink kann im Deutschen als Fetisch oder sexuelle Vorliebe übersetzt werden. Es beschreibt oft eine ungewöhnliche oder nicht-mainstream sexuelle Präferenz…“

frau vor einem gemälde
Ansicht auf Rück-Sicht: Michael Kirkhams „The Long Sleeper”. Foto: du

Und schon rattert bei uns fast allen der Kopfkino-Projektor mit höchst individuellen Vorstellungen los. Dazu noch mal der Prospekt: „Der sinnliche Körper der Liebe in Form der Malerei ist nun wahrnehmbar für die äußere Welt und für die Kommunikation mit den Betrachtenden bereit.“ Gerahmter Schweinkram also? Mitnichten: Alles bleibt sittsam-ästhetisch im Reinickendorfer Rahmen.

Für besagte Betrachtungskommunikation sorgten die von Kuratorin Zuzanna Skiba ansehnlich arrondierten Werke von 20 Künstlerinnen und Künstlern. Deren Schaffen im Detail in etwas gedrechselten Worten zu erklären, war Aufgabe der Galerien-Leitung von Dr. Sabine Ziegenrücker. Dem zuständigen Kultur-Stadtrat Harald Muschner blieb es bei so viel voraussetzender Expertise überlassen, den Besuchern und anwesenden Künstlern sinngemäß-bodenständig gemeinsam „Viel Spaß“ zu wünschen. 

Und dieser Spaß erstreckt sich noch bis zum 24. November. Dann dürfte es draußen wieder kühler geworden sein. Das Thema indes bleibt sehenswert heiß …

Ort: Galerie ETAGE im Museum Reinickendorf, Alt-Hermsdorf 35, www.museum-reinickendorf.de

Harald Dudel