Reinickendorf – Der Franz-Neumann-Platz, Eingangstor zur früher als „Kudamm des Nordens“ bezeichneten Residenzstraße, soll im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Lebendige Zentren und Quartiere“ umgestaltet werden. Als Sieger des landschaftsplanerischen Ideenwettbewerbs wurde das Büro „Grieger Harzer Landschaftsarchitekten GbR“ mit der Umsetzung des Entwurfes beauftragt.
Baumfällungen sorgen für Anwohnerprotest
Eine der ersten Maßnahmen war die Fällung mehrerer alter Bäume im Februar, was bei Anwohnern und in den sozialen Medien auf erheblichen Protest stieß. RAZ-Leser Ralf Gräfenstein sowie Carmen Schiemann und Erhard Stumpp, Mitglied der Projektgruppe Schäfersee des NABU, engagierten sich mit Anwohnern und Geschäftsinhabern für einen größtmöglichen Erhalt des Baumbestandes. Unterstützt wird der Anwohner-Protest auch auf privater Ebene von Seniorenvertreter Reiner Schröter.
Mehr Baumfällungen als angekündigt
Die Naturschützer bemängeln, dass mit 24 mehr Bäume gefällt wurden als die vom Bezirksamt angekündigten elf. In der angrenzenden Residenzstraße wurden parallel ebenfalls 21 gesunde Bäume gefällt, weitere Fällungen im großen Stil werden befürchtet.
Schutzmaßnahmen für neue Bepflanzung
Im Juni 2023 wurde bereits eine alte Rotbuche auf dem Franz-Neumann-Platz gefällt. Carmen Schiemann berichtet von der Verschlimmerung des Pilzbefalls durch „übermäßige Urinzufuhr von Mensch und Tier“. Deshalb empfahl sie dem Bezirksamt, die vor Jahresfrist nachgepflanzte amerikanische Roteiche zur Sicherheit einzuzäunen, was auch geschah. Martin Andree, Anwohner und Inhaber des „Café Torten Träume“, beklagt besonders die vor seinem Geschäft gefällten Bäume, in denen immer viele Vögel nisteten. Auch er bestätigt, dass die Begründung, die Bäume müssten gefällt werden, damit Feuerwehr-Einsätze reibungslos abliefen, nicht zutreffen könnte, da es in der Vergangenheit dahingehend keine gravierenden Probleme gegeben hätte. So konnte die Feuerwehr in der Silvesternacht über die Feuerwehrzufahrt und den Wirtschaftsweg ohne Behinderungen einen brennenden Balkon im Neubau löschen.
Kritik an Toilettenanlage und Drogenproblematik
Kritik üben die Anwohner zudem an der Toilettenanlage: Seit sich die Drogen-Szene vom Leopoldplatz zum Franz-Neumann-Platz verlagert hat, sei die Benutzung für normale Besucher fast unmöglich. Ein Mitarbeiter der Firma „Wall“ erläuterte, dass die Anlage ständig „Außer Betrieb“ sei und täglich ein extrem hoher Reparatur- und Reinigungsbedarf bestehe. Anwohner berichten von Prostitution.
Sorge um Brunnen und Gedenkstein
Reiner Schröter sorgt sich zudem um die beabsichtigte Verlegung der Brunnenanlage, da sie die Attraktion des Platzes ist. Erhält sie noch andere Wasserläufe und Fontänen, wird eine zusätzliche Vermüllung befürchtet. Gräfenstein, Schiemann, Stumpp, Schröter und Anwohner würden allerdings eine Verlegung des Gedenksteins für Franz Neumann begrüßen, wo er besser wahrgenommen werden kann. Da er künstlerisch mit dem Brunnen korrespondiert, könnte er an prominenterer Stelle in die Nähe des Brunnens versetzt werden.