Es gibt sie noch in Reinickendorf – die weniger begangenen Pfade, die nicht jeder kennt. Abseits vom Fließ und dem Tegeler See können Reinickendorfer und Besucher zu Fuß viel Schönes entdecken. Ob kleine Seen oder verwunschene Pfade, einsame Waldgebiete und Grenzwege – das RAZ Magazin nimmt Sie mit auf kleine und größere Wanderrouten, die nicht jeder kennt …
Den Steinbergpark erkunden
Die Libellen schwirren im warmen Frühlingslicht über dem kleinen See und spiegeln sich im Wasser. Ein sanfter Wind weht die grünen Blätter durch die Luft und verbreitet sie wie bunte Farbtupfer auf dem dunklen Wasser. Es ist still am Steinbergsee im gleichnamigen Park. In der Ferne ist nur das Klopfen eines Spechts zu hören. Zwischendurch raschelt das bunte Laub.
Der Steinbergpark ist als Ruhepol ein wahres Kleinod, denn drum herum braust und lärmt das Leben vorbei – einerseits am Waidmannsluster Damm im Norden und andererseits die Gorkistraße im Süden, ist das 35 Hektar große Landschaftsschutzgebiet im Ortsteil Waidmannslust ein perfektes Ziel für Spaziergänge, kleine Radtouren oder Wanderungen. Dabei gibt es unterschiedliche Highlights zu erkunden: dazu gehört der 60 Meter hohe Steinberg und der idyllische Steinbergsee. Ein weiteres Highlight wäre der Wasserfall – doch dieser ist auch in der aktuellen Saison außer Betrieb.
Die Geschichte des Parks ist schnell erzählt: Zwischen Waidmannslust, Wittenau und Tegel befand sich ursprünglich ein Waldgebiet, das deutlich ausgedehnter war als der heutige Park. Der überlieferte Flurname Tegeler Steinberg wurde in der Vergangenheit als Hinweis auf vorgeschichtliche Steingräber interpretiert. Hierfür gibt es allerdings keine archäologischen Anhaltspunkte. Das Waldgelände war seit 1875 im Besitz des Försters Bondick. Doch alles änderte sich 1920 mit der Bildung von Groß-Berlin, denn der Wald am Steinberg gehörte nun zum Berliner Stadtgebiet.
Ab 1924 begann die Umwandlung des Waldstücks in einen gepflegten Stadtpark, und zwar als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Der Bezirk Reinickendorf kaufte das Gebiet für 290.000 Mark – für etwa 1,10 Mark pro Quadratmeter. Es wurden Findlinge abgelegt sowie Wander- und Radwege angelegt und Brachflächen begrünt. Im Berliner Volksmund erhielt einer der Wanderwege den Spitznamen „Suppenschlagweg“, denn die Arbeiter, die diesen anlegten, erhielten für ihre Tätigkeit jeweils einen Schlag Suppe pro Tag. 1928 entstand schließlich der kleine Wasserfall.
Ein dichter Baumbestand prägt den Park. Er besteht hauptsächlich aus Kiefern, Birken, Eichen und Robinien. In Richtung Packereigraben gibt es einige Lichtungen, im Westen ein kleines Trimm-dich-Gelände mit Übungsgeräten, eine überdachte Calisthenics-Anlage und einen Hunde-Trainings-Parcours.
Durch den Park führt der Packereigraben, der sich in der Mitte des Parks zum Steinbergsee ausweitet. An dessen nördlichem Ufer erhebt sich der namensgebende Steinberg rund 60 Meter über den Meeresspiegel. Auf der Südseite schlängelt sich der Wasserfall bis zum See hinunter, während im Winter am Nordhang Kinder auf der angelegten Rodelbahn Schlitten fahren und schlittern können. Das Wasser des Wasserfalls wird über Pumpen aus dem Steinbergsee gespeist. An seinem Nordufer befindet sich an der Mündung des Wasserfalls eine eingefasste Seeterrasse mit kleiner Treppe zum See.
Tipp: Das Auto am Waimannsluster Damm zwischen Egidystraße und Waldhornstraße abstellen oder mit dem Bus 222 bis zur Haltestelle Freie Scholle fahren und dann in den Park hineinlaufen – entweder um den Steinberg herum oder hinüber. Auf der anderen Seite lädt der kleine See zu einem Rundspaziergang ein. Dauer: etwa eine Stunde, rund 3 bis 4 Kilometer, je nach Wegwahl.
Von Lübars zum Köppchensee

Am Strandbad Lübars beginnt die Wanderung entlang des Tegeler Fließes auf der linken, und kleinen Häusern auf der rechten Seite. Dann heißt es: Abbiegen in Richtung Glienicke und Schildow auf die Holzbohlenbrücke. Schon bald kommt eine kleine Gedenkstätte der ehemaligen innerdeutschen Grenze in Sicht. Auf Bohlenwegen führt der Weg weiter ostwärts am Ortsrand von Glienicke/Nordbahn und Schildow. Der Boden ist sandig, das Gelände offen. Und nach einigen hundert Metern ist der Köppchensee erreicht. Er entstand aus einem alten Torfstich und ist heute ein Naturschutzgebiet direkt am Berliner Mauerweg. Heute kümmern sich hier Naturschützer um den Erhaltt alter Obstplantagen.
Eine kleine Pause am See – dann geht es weiter bis zum Schildower Weg und nach rechts – vorbei am Sprintwiesenteich – nach Alt-Lübars. Dort kann man die Wanderung im Dorfkrug bei einem kühlen Getränk gemütlich ausklingen lassen. Der Weg ist etwa vier Kilometer lang. Von Lübars kommt man mit dem Bus der Linie 222 zum S-Bahnhof Waidmannslust oder nach Tegel.
Auf dem Mauerweg
Der Mauerweg führt einmal um West-Berlin herum und ist 164 Kilometer lang. Früher innerdeutsche Grenze, ist er jetzt vor allem zwischen Brandenburg und Berlin zu einem grünen Band geworden. Mit seinem zum Großteil asphaltierten Weg lädt er zu Spaziergängen und Wanderungen ein. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Weg zu erkunden, beispielsweise kann man von Heiligensee ab Stolpmünder Weg gemütlich um Frohnau herumlaufen und die Stolper Heide erkunden (rund 5 Kilometer) oder sogar weiterlaufen und eine kleine Pause am ehemaligen Grenzturm einlegen.
Ein Stück führt der Mauerweg entlang der B 96. Dort befindet sich auch der Entenschnabel – ein kurioser Grenzverlauf der brandenburgischen Gemeinde Glienicke/Nordbahn – der westlich der Oranienburger Chaussee rund 570 Meter nach Berlin hineinragt. Zwischen Veltheimstraße und Jungbornstraße verläuft die ehemalige Grenze, bevor es weitergeht in Richtung Lübars. Hier bildet teilweise das Tegeler Fließ die ehemalige Grenze zwischen Ost und West.
Auf zum Gipfelkreuz

Berlin hat einen Gipfel samt Gipfelkreuz – und er lässt sich leicht erklimmen: Das Kreuz befindet sich in 69 Metern Höhe und ziert den Ehrenpfortenberg, die höchste natürliche Erhebung des Bezirks Reinickendorf. Doch auch wenn es nicht der höchste Berg Berlins ist und ein lächerlicher Aufstieg im Auge der aktiven Bergwanderer, so ist ein Spaziergang dorthin durchaus reizvoll. Er führt auf Wanderwegen durch den grünen Tegeler Forst und hinauf auf das kleine Plateau.
Übrigens: Seinen Namen trägt der Ehrenpfortenberg bereits seit mehr als 300 Jahren. Das hat mit Kurfürst Friedrich III. zu tun: Anlässlich seiner Krönung zum König wurden im Jahr 1701 zu seinen Ehren Ehrenpforten in ganz Berlin errichtet – eine davon auf dem Adlerberg, der seitdem Ehrenpfortenberg heißt. Das Kreuz, das inmitten von Bäumen den kleinen Gipfel ziert, wurde vor rund drei Jahrzehnten errichtet. Es ist vermutlich das einzige Gipfelkreuz Berlins und auch schon aus diesem Grund ein perfektes Ziel für eine Waldwanderung. Dort lässt sich am Holztisch mit Bänken ein leckeres Picknick gut schmecken. Zudem hat der besondere Ort auf der Anhöhe auch etwas Mystisches an sich. Und wer einmal dort war, den zieht es immer wieder dorthin zurück.
Einmal rund um den Hubertussee
Kein Laut ist zu hören – weder ein Auto noch Hundegebell. Das dunkle Wasser ist einem Spiegel gleich. Die Bäume an der gegenüberliegenden Seeseite sind doppelt zu sehen und bilden sich „kopfüber“ noch einmal ab. Die kräftigen rosa Blüten der Seerosen bilden bunte Tupfer in diesem Gemälde. Claude Monet hätte hier bestimmt gern gesessen und gemalt.
Mitten im Wald im Nordosten des Ortsteils Frohnau befindet sich der Hubertussee. Der nördlichste See Berlins an der Grenze zum Landkreis Oberhavel unweit der Orte Bergfelde und Schönfließ ist mit einer Fläche von 1,4 Hektar sehr klein, aber dennoch einen Besuch wert.
Die Geschichte dieses Kleinods ist noch sehr jung: Der See ist im Jahr 1910 im Zusammenhang mit dem Bau der Gartenstadt Frohnau aus einem verlandeten Tümpel der alten Bieselheide entstanden. Früher wurde dort Ton für eine nahe befindliche Ziegelei gestochen. Doch der Tümpel wurde vergrößert, um Material für Aufschüttungen bei der Vergrößerung Frohnaus zu gewinnen. Bis zum Seeufer sollte ein neuer exklusiver Vorort der Gartenstadt reichen – doch der Erste Weltkrieg und seine zerstörerischen Folgen in den darauffolgenden Jahren machte diese Pläne zunichte. So befindet sich der Hubertussee mitten im Wald und ist vor allem im Sommer, wenn das Laub der Bäume sehr dicht ist, vom Weg aus kaum zu sehen. Einzig die Pflasterwege, die bis 1910 im Auftrag von Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck angelegt wurden, sind noch da und sind stille Zeugen der Besiedlungspläne. Donnersmarck hatte 1907 Teile der Stolper Heide gekauft, um diesen Landstrich zu besiedeln.
Ein Spaziergang rund um den See lohnt sich, auch wenn kein befestigter Weg angelegt ist. Auf einem kleinen Trampelpfad lässt sich der See mühelos umrunden. Von allen Seiten erhalten die Spaziergänger fast schon verwunschene Einblicke. Durch den Klimawandel und die damit zusammenhängenden trockenen und heißen Sommer ist der See in den vergangenen Jahren mehr und mehr ausgetrocknet. Da er keinen Zulauf hat, ist er auf regelmäßige Niederschläge angewiesen, um nicht ganz zu verschwinden.
Wichtig zu wissen: Der See ist in Privatbesitz. Angeln und Baden sind verboten.
Um zum See zu gelangen, biegt man von der B96 in den Hubertusweg hinein und passiert auf der rechten Seite die Gebäude des Künstlerhofs Frohnau. An der Wendekehre geht es zu Fuß weiter. Nach rund 1,5 Kilometern befindet sich der See auf der linken Seite. Der Hubertussee ist auch vom Mauerradweg aus zu erreichen.