Tegel – Im Saal ist es dunkel und angenehm kühl, der Lärm der Buddestraße ist nur ein Rauschen. Unter der verzierten Decke bauen Minouche Petrusch und René Sami Salim ihre Theaterbühne auf. Golden leuchten die Teile des Podests, die sie gerade zusammenbauen.
Die hohen Säulen, die Reste des riesigen roten Samtvorhangs und die stuckverzierte Empore zeugen von dem Glanz der einstigen „Trapps Festsäle“, die im vergangenen Jahr in der ehemaligen „Mäc Geiz“-Filiale entdeckt worden sind. Der Besitzer der Immobilie wollte eine Konzert-Location oder ein Box-Gym daraus machen – beide Vorhaben allerdings scheiterten. Dennoch wird in den kommenden Tagen dem Festsaal Leben eingehaucht: Vom heutigen Donnerstag bis einschließlich Sonntag, 28. Juni, wird das Kindertheaterstück „Dschinnīya – das Wesen der Wünsche“ gezeigt.
Minouche Petrusch als Flaschengeist Dschinnīya und René Sami Salim als Musiker nehmen dabei ihr Publikum mit in das Reich der Träume. Regisseurin und Schauspielerin Minouche Petrusch kreiert ganz unterschiedliche Stücke für Kinder und Erwachsene. „Dieses Theaterstück habe ich gemeinsam mit René Sami Salim entwickelt“, sagt die Heiligenseerin. Es habe zum Teil autobiographische, aber auch Märchen-Elemente, und das große Thema „Wünsche“ stehe dabei im Mittelpunkt.
Worum es geht: Dschinnīya, ein weiblicher Flaschengeist, bricht aus der arabischen Wüste aus und möchte plötzlich nicht mehr jeden Wunsch erfüllen. Was brauche ich überhaupt im Leben, was wünsche ich mir sehnlichst, und was soll und darf auch nur ein Wunsch bleiben? Stück für Stück füllt sich der Bühnenraum mit Geschichten, Liedern und Wünschen. Mittendrin sitzt das Publikum in dieser wachsenden Installation und begleitet einen jungen Musiker bei seiner Reise zu sich selbst – immer dabei eine eigenwillige Dschinnīya, die ihn und das Publikum inspiriert, tief in sich hineinzuhorchen – in das eigene Reich der Wünsche und Träume.
„Die Themen des Stücks sind vielfältig“, sagt Petrusch. „Wünsche, Sprache, Kultur, Einander-verstehen-Wollen, aber auch die Frage, wie wir miteinander leben wollen, werden inhaltlich behandelt. Es geht um Selbstwert, eigene Migrationsgeschichte und Geschlechterrollen. Und so ist das Stück zum Teil auch auf arabisch – selbst den Titel des Stücks haben wir zweisprachig gestaltet“, sagt sie.
Im vergangenen Jahr wurde das Theaterstück mit dem IKARUS Jugendjurypreis als „beste Inszenierung Kindertheater“ ausgezeichnet. „Dschinnīya“ beeindruckt durch seinen gelungenen Umgang mit selbstverständlicher Mehrsprachigkeit sowie dem Hinterfragen von Erwartungshaltungen und letztlich dem Befreien von diesen hin zu einem selbstermächtigten Vorgehen und Ausdrücken“, heißt es seitens der Jury.
Nach einer Tournee mit einem musikalischen Stück in Peking und Shanghai ist sie nun in den Fuchsbezirk zurückgekehrt. „Dschinnīya“ ist am 26., 27. und 28. Juni jeweils um 10.30 Uhr und am 28. Juni um 11.30 Uhr im Festsaal an der Buddestraße 13 zu sehen. Eine Ticketbuchung ist per Mail an theater@minouche.art möglich. Tickets gibt es jedoch auch vor der Vorstellung direkt im Festsaal. Der Eintritt kostet für Kinder 6,50 Euro, für Erwachsene 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.