Zwei Hände halten mit spitzen Fingern eine erdbedeckte und sehr dreckige Unterhose in die Kamera. Dahinter erkennt man Bäume und Büsche.
Die Natur hat ganze Arbeit geleistet: Diese Unterhose mag wohl keiner mehr anziehen ... Foto: fle

Braun, durchlöchert und mit Wurzeln durchbohrt

Unterhosen-Experiment im Tegeler Forst endete mit einem erstaunlichen Ergebnis

Tegel – Braun ist sie und durchlöchert. An einigen Stellen haben sich kleine Wurzeln durch den Baumwollstoff gebohrt. Frank Mosch, Leiter der Revierförsterei Tegelsee, hat am 28. August die einst weiße Unterhose ausgegraben, die er gemeinsam mit Michael Siefker vom Deutschen Forstwirtschaftsrat e.V. vor zwei Monaten im Tegeler Forst verbuddelt hat. Das Vergraben zweier Baumwoll-Unterhosen war Bestandteil eines Mitmach-Projekts der Landesforsten Rheinland-Pfalz. „Nur nicht den Boden verlieren“ heißt die Aktion, bei der die Böden vor der eigenen Haustür mit einer Prise Humor unter die Lupe genommen und das Bodenleben erforscht werden sollte – indem alle Teilnehmer zwei Unterhosen vergruben (wir berichteten).

Hintergrund der Aktion: Der Waldboden ist in diesem Jahr „Boden des Jahres“. Grund genug, der Beschaffenheit und Gesundheit  unserer heimischen Böden ein wenig auf die Spur zu kommen. „Man wollte nun in dieser deutschlandweiten lustigen Aktion anhand der verbuddelten Unterhosen die Aktivität der Bodenorganismen testen“, erklärt Mosch. Am 28. Juni wurden beide weißen Unterhosen nach genauer Anleitung eingegraben, die erste nach einem und die zweite nach zwei Monaten wieder ans Tageslicht geholt. 

Der Revierförster ist wirklich erstaunt: Während die erste Unterhose nach einem Monat in der Erde nur wenige Löcher enthielt, ist der zweite Schlüpfer extrem durchlöchert, teilweise halten die Nähte den Stoff nur noch zusammen. „Das hätte ich nicht erwartet“, beschreibt Mosch den Abbaugrad der Unterhose erstaunt. „Schließlich ist der Boden hier bei uns recht sandig und in den vergangenen acht Wochen war es relativ trocken. Und dennoch haben sich kleine Wurzeln durch den Stoff gefressen“, sagt Mosch.

Die Idee dazu stammt aus dem Bürgerwissenschaftlichen Projekt „Beweisstück Unterhose“ des Schweizer Kompetenzzentrums für landwirtschaftliche Forschung und der Universität Zürich im Jahr 2021. Da es kaum möglich ist, Milliarden von Lebewesen in den Böden zu zählen, kamen das Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung und die Universität Zürich im Jahr 2021 auf die Idee, in einem Bürgerwissenschaftlichen Projekt unter dem Namen „Beweisstück Unterhose“ die Lebendigkeit der Böden mit Baumwollunterhosen zu testen. Das Resultat lässt sich nach einiger Zeit leicht ablesen: In belebten, humusreichen Böden fressen die Bodenlebewesen die Baumwolle schnell auf, in nicht mehr intakten Böden dauert es länger. Grundsätzlich gilt: Je gesünder der Boden, desto gefräßiger die Bodenorganismen und desto weniger bleibt übrig von dem guten Stück.

„Also scheinen wir hier einen sehr guten Boden mit vielen Lebewesen zu haben“, sagt Mosch. Nun werden die Unterhosen fein verpackt und beschriftet an die Landesforsten-Rheinland-Pfalz nach Hachenburg geschickt. Dort werden die Unterschiede der Bodengesundheit am 15. September im Rahmen der Deutschen Waldtage in einer Ausstellung präsentiert. 

Christiane Flechtner

Christiane Flechtner ist seit mehr als 30 Jahren als Journalistin und Fotografin in Reinickendorf und auf der ganzen Welt unterwegs. Nach 20 Jahren bei der Lokalzeitung Nord-Berliner ist sie seit der ersten Ausgabe mit im Team der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung und anderer Verlagsmedien. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin und Fotografin bei „Welt“, Berliner Zeitung und anderen Zeitungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie für u. a. Reise-, Wander- und Tiermagazine.